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Aconcagua – 6961 m - Expedition vom 27.12.2011 bis 20.01.2012

                     Der höchste Berg Amerikas ein fast Siebentausender

Teilnehmer:  Tilo Greiner (Guide)​

                             Norbert Rußwurm, Bernd Abendroth, Matthias Gottschalk, Sebastian Rieger,
                            Steffen Machulka, Thomas Villmann u. Dieter Böhme

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Voraussetzungen und Anforderungen
​Um an dieser Expedition teilnehmen zu können, sind besondere körperliche Voraussetzungen zu erfüllen. Natürlich sind sehr gute Kondition, Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit ein unbedingtes Muss. Das heißt sicheres und selbständiges Gehen (auch mit schweren Rucksäcken) in schwierigem Gelände wie z.B. Geröllhalden, Moränenschutt, Grashänge, Blockwerk und auf flachen, geröllbedeckten Gletschern. Selbständiges und sicheres Gehen in Schnee und Eis sowie ein außerordentliches physisches und psychisches Durchhaltevermögen und eine gewisse Leidensfähigkeit sind weitere entscheidende Voraussetzungen und gehören zum Expeditionsalltag dazu. Jeder Teilnehmer muss selbständig seine eigenen Lasten (persönliches Equipment, komplette Hochlagerausrüstung und seine Verpflegung), welche bis zu über 20 kg wiegen können, von Hochlager zu Hochlager transportieren.

1. Tag:    Melz - Frankfurt – Madrid (Anreise mit Zwischenübernachtung)
Bis kurz vor meiner Abreise habe ich meine Ausrüstung gepackt, beim Wiegen kommt die positive Überraschung nur 17,5 kg und das Handgepäck (Tagesrucksack 8,0 kg). Die Ausrüstungsliste wurde auf das Wesentlichste reduziert und wie sich im Anschluss herausstellte war alles richtig.
Mit dem Auto fahren wir nach Neustrelitz zum Bahnhof, ich verabschiede mich von Marco. Um 11.01 Uhr fahre ich mit dem Regionalzug nach Berlin, umsteigen in den ICE und Weiterfahrt nach Frankfurt Hbf. nochmal umsteigen und bis zum Bahnhof Flughafen Frankfurt Main fahren. Dort angekommen begebe ich mich zum Check in Schalter der LAN. Mir wird gesagt, dass wir nur bis Madrid fliegen und nach einer Zwischenübernachtung am nächsten Tag weiter fliegen nach Santiago de Chile. In Madrid gelandet werden wir zu einem naheliegenden Hotel gefahren und bekommen um 23.30 Uhr noch ein warmes Büffet.

2. Tag:    Madrid - Santiago de Chile   (Weiterflug und weitere ungeplante Zwischenübernachtung)
7.00 Uhr wurde per Telefon geweckt und wir bekommen noch ein gutes Frühstück. Gegen 8.00 Uhr werden wir vom Hotel mit dem Bus zum Flughafen gebracht. Es geht alles reibungslos. Check-in brauchen wir nicht mehr. Unser Weiterflug geht pünktlich 10.00 Uhr, es ist ein 13,5 stündiger Flug, Landung in Santiago 19.15 Uhr Ortszeit (minus 4 Std. zu Hause). Hier müssen wir unser Gepäck entgegen nehmen. Beim Durchleuchten wurden bei Thomas Früchte gefunden, dass dauert nochmal 30 Minuten bis diese Formalitäten erledigt sind. Uns steht erneut eine Zwischenübernachtung bevor im Hotel Hilden Inn. Auch hier bekommen wir noch ein warmes Abendbrot, anschließend nehmen wir an der Bar noch den einen oder anderen Trink. Mitternacht fallen alle in ihr Bett.

3. Tag:    Santiago de Chile - Mendoza - Penitentes 2650 m
Habe die Nacht im Hotel gut geschlafen. Um 4.00 Uhr werden wir per Telefon geweckt, es gibt nur einen Kaffee, dann fahren wir mit einen Kleinbus zum Flughafen. Wiederum müssen wir unser Gepäck einchecken und erneut gibt es Probleme wegen des Gewichts unserer Expeditionsausrüstung. Für uns 8 Reisenden brauchen die 1,5 Std., trotzdem können wir pünktlich starten und landen nach einen kurzen Flug um 8.30 Uhr in Mendoza. Als erstes fahren wir zur Agentur „INKA“. Wir müssen noch Geld tauschen, das Permit holen, uns beim Touristenbüro anmelden und im Supermarkt etwas einkaufen. 13.30 Uhr fahren wir von der Agentur ab in Richtung Penitentes. Bei einem Zwischenstopp mit ausgiebigen Mittagessen, (für mich ein 400 gr. Steak) geht die Fahrt weiter und wir nähern uns den Bergen der Anden. 17.30 Uhr erreichen wir unser Tagesziel, erneut beziehen wir Zimmer und gehen jetzt auf einen kleinen Spaziergang.
Gegen 21.30 Uhr treffen sich alle zum Abendessen.

4. Tag:    Penitentes – Cerro Mario Ardito 3390 m   Wegstrecke ca. 2 x 5 km , Gehzeit 5 h ( 3,5 + 1,0 + 1,5 )
Mit einem guten Frühstück im Bauch starten wir 10.00 Uhr bei strahlend blauen Himmel zu unserer ersten Akklimatisierungstour auf den nahegelegenen Berg Mario Ardito. In Abwesenheit von unserem Guide soll ich die Führung übernehmen. Von Beginn an habe ich ein gleichmäßig langsames Tempo vorgelegt und trotzdem ist die Gruppe komplett auseinander gefallen. Bei 3100 m haben wir eine Pause eingelegt und nacheinander kommen alle hier an. Als dann auch Tilo bei uns ist übernimmt er wieder die Führung und wir gehen weiter bis zum Gipfel. Nach ca. einer Stunde Rast (zur Akklimatisation) laufen alle gemeinsam nach unten Richtung Penitentes. Ich nehme einen kürzeren, aber dafür steileren Weg und bin 20 Minuten vor der Gruppe da. Nachmittag stellen wir die Ausrüstung zusammen, welche später von den Mulis direkt bis zum Basislager transportiert wird.

5. Tag:    Penitentes 2650 m – Horcones 2950 m - Camp Confluencia 3450 m   Wegstrecke 8,5 km, Gehzeit ca. 2,50 h + 0,5 h Pause
Heute ist es endlich soweit, unsere Expeditionstour beginnt. 9.15 Uhr fahren wir mit dem Kleinbus Richtung Parkeingang. An der Horcones-Brücke halten wir zu einem Fotostopp. Am Nationalparkeingang angekommen, melden wir uns beim Ranger mit unserem Permit an, bekommen eine kurze Einweisung über die Benutzung diverser Müll- und Schietbeutel.
Es ist 10.00 Uhr und so ganz allmählich setzen wir uns in Bewegung. Die Etappe führt uns Anfangs über Schotterwege, später unwegsames Gelände auf und ab bis zum Camp Confluencia. Ich fühle mich sehr gut und gehe wieder mein eigenes Tempo. Auch heute reißt die Gruppe komplett auseinander. Nach der Pause an der Hängebrücke erhöhe ich meine Schrittfrequenz komme so nach insgesamt 3,0 Std. im Camp Confluencia an. Die anderen erreichen bis 60 Minuten später das Camp Confluencia.
Die Temperaturen liegen über 25°C und so freuen wir uns über Kekse, Oliven, Käsewürfel und Schinken sowie Fruchtsaft. Jetzt gehen alle, jeweils zu zweit und beziehen ihre Zelte. Am späten Nachmittag gehen wir individuell noch 160 Hm um die Nacht besser schlafen zu können. Sobald die Sonne hinter den Bergen unter geht wird es empfindlich kühl. Abendessen gibt es um 19.30 Uhr und 20.00 Uhr ist in Deutschland Silvester. Wir stoßen mit einem Gläschen Wein auf das neue Jahr und das Gelingen unserer Tour an.
Gegen 23.00 Uhr verschwinden alle in ihren Zelten, in der Nacht hört man immer wieder die Reisverschlüsse der Zelte auf und zu ziehen, schließlich müssen wir ja 5 Liter am Tag trinken.

6. Tag:    Camp Confluencia – Plaza Francia 4228 m (South Face)   Wegstrecke 2 x 7 km, Gehzeit ca. 7,0 h (3,5 + 1,0 + 2,5)
In der Nacht hatten wir im Zelt 5°C. Draußen wird es hell und so langsam kommt Bewegung im Camp auf. Bereits 8.00 Uhr sitzen wir gemeinsam beim Frühstück.
Heute unternehmen wir eine weitere Akklimatisierungstour zur Südwand des Aconcagua. Um 9.00 Uhr gehen wir los und schon nach kurzer Zeit fällt die Gruppe weit auseinander und mir wird klar, dass nicht alle das Tagesziel erreichen werden. Ich merke, dass es bei mir wieder gut läuft und so kommen Norbert und ich nach ca. 3,5 Std. Gehzeit am Plaza Francia an. Nach einer längeren Pause begeben wir uns gegen 12.45 Uhr auf den Rückweg und nach ca. 20 Minuten begegnen wir den anderen Teil unserer Gruppe, sie wollen hier noch etwas verweilen und dann umkehren. Auch auf den Rückweg kommen wir zügig voran und erreichen 16.00 Uhr das Camp. Der erste Blick beim Öffnen des Zeltes geht zum Thermometer, es zeigt 35°C. Kurze Zeit später kommen auch die anderen Expeditionsmitglieder zurück. Nach einer Katzenwäsche sitzen wir zusammen und füllen unsere fehlende Flüssigkeit wieder auf und essen einige Stücke Melone. 17.00 Uhr gehen wir zum Camp-Arzt. Unsere Werte (Sauerstoffgehalt, Puls, Blutdruck usw.) sind weitestgehend in Ordnung, nur Thomas soll sich morgen früh noch mal beim Arzt vorstellen. Bis zum Abendessen ist Freizeit. Es fängt an mit Regnen und starker Wind kommt auf. Ich ziehe mich in unser Zelt zurück um noch etwas auszuruhen. Nach einem guten Abendessen sind alle 22.00 Uhr in ihren Zelten.

7. Tag:    Camp Confluencia - Plaza de Mulas 4367 m   Wegstrecke 18 km, Gehzeit ca. 7 h
6.30 Uhr erwacht im Camp das Leben, es heißt alles zusammenpacken, Schlafsack, Isomatte, Zelt, heute geht es zum Base Camp. Der Weg über die 18 km hat es in sich, es geht gleich 100 Höhenmeter runter durch eine Schlucht und 180 Hm wieder hoch. Das noch spärlich vorhandene Grün soll sich bald in kahlen Fels, Gestein bzw. Geröll verwandeln. Ab der zweiten Wegstrecke geht es nur noch langsam voran, auch heute zerfällt die Gruppe. Auf dem letzten Kilometer müssen wir noch eine Steigung von 35% hinaufsteigen, Norbert und ich erreichen gegen 15.30 Uhr das Basislager „Plaza de Mulas“. Wir werden von INKA-Tours begrüßt und bekommen Getränke sowie Snacks. Zu unser aller Erleichterung sind bereits die Zelte aufgebaut, so brauchen wir uns nur einzurichten. Einige sind so geschafft, dass nicht alle beim Abendessen erscheinen, bereits um 21.00 Uhr gehen wir in unsere Zelte. Drei Leute haben sich im Gemeinschaftszelt eingerichtet, so dass der Rest Einzelzelte hat.

8. Tag:    Plaza de Mulas (Ruhetag im Base Camp)
Die letzte Nacht hatten wir noch 2°C im Zelt. Da wir heute einen Ruhetag einlegen, bleiben alle etwas länger liegen. Bei wolkenlosen Himmel und angenehmen Temperaturen setzen wir uns am Vormittag zusammen um die Ausrüstung und Verpflegung für die Hochlager aufzuteilen. Auch stellen wir die Teams auf, welche die nächsten Tage gemeinsam gehen werden. Es gibt im Lager ein Satellitentelefon, habe nach Hause angerufen. Am Nachmittag gehen wir wieder zum Camparzt, alle sind O.k. anschließend spielen wir noch Karten bzw. lesen das eine oder andere Buch.

9. Tag:    Plaza de Mulas - Cerro Bonete 5032 m   Wegstrecke 2 x 4 km, Gehzeit ca. 5,5 h (3,5 + 2,0)
Heute früh sind wir wieder frisch und erholt, so dass wir 10.30 Uhr zu einer weiteren Akklimatisierungstour starten. Etwa ab dem ersten Drittel teilt sich die Gruppe, zwar kommen wir zur Rast noch mal zusammen, aber am Gipfel beträgt der Abstand vom ersten zum letzten Mann ca. eine halbe Stunde. Norbert und ich sind als erste oben. Nach einer Stunde Pause verschlechtert sich das Wetter, wir beginnen mit dem Abstieg. Unten angekommen teilen wir das Equipment in unserem Team auf, damit jeder in etwa das gleiche Gewicht tragen muss.
Unser heutiges Abendprogramm ist wieder Karten spielen und lesen.​

10. Tag:    Plaza de Mulas – Nido de Condores 5522 m   Wegstrecke 2 x 5,5 km, Gehzeit ca. 7 h (5 + 2)
Für uns ist heute 9.00 Uhr Start, schwer bepackt und bei noch eisigen Temperaturen gehen wir über einen steilen Hang hinauf, und eine Stunde später erreichen uns die ersten Sonnenstrahlen. Wir kommen gut voran, wie nicht anders zu erwarten zerreißt die Gruppe erneut. 2 Stunden später setzt starker Schneefall ein. Die Ersten (Tilo, Norbert, Thomas u. Dieter) sind 13.40 Uhr im Camp Nido de Condores und beginnen ein Depot einzurichten. Steine werden zusammen getragen und gestapelt, darin wird das Gepäck gelegt und mit Steinen abgedeckt. Zwischenzeitlich ist so viel Schnee gefallen, dass wir unsere Aufstiegsspur nicht mehr erkennen. Wir kommen nach 1h50min. im Base Camp an, die Zelte haben eine 10 cm Schneedecke. Jetzt bekam ich starke Kopfschmerzen und nehme erst einmal ein Aspirin. Habe mich im Zelt etwas hingelegt, pünktlich zum Abendessen werde ich munter, meine Kopfschmerzen sind weg. Draußen wird es gerade dunkel, da können alle noch mal ihr kleines Geschäft machen und ab geht es in die Zelte. In der Nacht hört man immer wieder mal die Reißverschlüsse auf und zu ziehen.​

11. Tag:    Plaza de Mulas (Ruhetag)
Die letzte Nacht war ruhig jedoch kalt, ein Blick aus dem Zelt trübt unsere Stimmung. Dichte Wolken über dem Camp. Auch im Mannschaftszelt ist alles feucht und kalt, es tropft von der Decke. Ich nehme den Ruhetag wörtlich und lege mich noch mal in meinen Schlafsack, gegen Mittag kommt die Sonne raus und gleich wird es angenehm warm im Zelt. Am Nachmittag ziehen wieder vereinzelt Wolken am Himmel auf und leichter Schneefall beginnt.

 

 

12. Tag:    Plaza de Mulas (Ruhetag)
Am Morgen legen wir fest, Wetterbedingt noch einen Ruhetag einzulegen. Im Laufe des Tages bessert sich das Wetter. Nachmittag holen wir uns beim Doc. unser o.k. und beschließen für den kommenden Tag mit dem Aufstieg zu beginnen.

13. Tag:    Plaza de Mulas - Camp Nido de Condores
Das Wetter hat sich beruhigt, wenig Wind und Temperaturen von 8°C. Einem Aufstieg steht nichts mehr im Weg, alle fühlen sich fit. 10.30 Uhr ist Abmarsch, wir kommen gut vorwärts bzw. hinauf, auch versuchen wir zusammen zu bleiben. 15.00 Uhr erreichen wir Camp Nido de Condores. Wir teilen uns auf, 4 Leute bauen Zelte auf und 4 Leute holen das Gepäck aus dem Depot. Als die Zelte stehen, geht es an Schnee holen, um Wasser heiß zu machen für Tee und warmes Essen. Einige sind so erschöpft, dass sie erst mal Ruhe brauchen. Ich sitze nun im Zelt und schmelze Schnee für Tee (übrigens für 1 Liter Wasser kochen braucht man etwa 30 min.), nebenbei esse ich zwei Scheiben Vollkornbrot und eine Dose Blutwurst (leicht gefroren). Draußen wird es stürmisch und sehr kalt.

14. Tag:    Camp Nido de Condores (Akklimatisation)
Die letzte Nacht war etwas ruhiger, aber auch sehr kalt –10°C im Zelt. 9.30 Uhr kommt Bewegung in die Zelte jeder ist mit sich beschäftigt. Gegen 13.00 Uhr geht Tilo unser Guide nach Refugio Berlin, um die Situation zu checken. Ich schlage vor noch einen weiteren Ruhetag hier einzulegen und dann von Nido aus zum Gipfel zu starten. Am späten Nachmittag kommt wieder Sturm auf, es soll eine unruhige Nacht werden.

15. Tag:    Camp Nido de Condores (Akklimatisation)
Die Entscheidung ist gefallen, 5 Bergsteiger entschließen sich nach oben ins Camp Berlin aufzusteigen. Dadurch werden auch die Teams neu zusammengestellt. So bleiben Norbert, Bernd und ich hier in Nido de Condores und werden morgen früh um 4.00 Uhr loslaufen. Wir begleiten die Anderen noch ein ganzes Stück nach oben und nutzen den restlichen Tag zum Ausruhen, Wasser kochen und essen. Zeitig kriechen wir in unsere Schlafsäcke und versuchen zu schlafen. Ausgerechnet jetzt bekomme ich Durchfall, dank Kohletabletten hat sich das im Laufe der Nacht gegeben.

16. Tag:    Camp Nido de Condores - Aconcagua (Gipfeltag)   Wegstrecke 9,0 km, Gehzeit 13 h (9 + 1 + 3)
Gegen 3.00 Uhr aufstehen, alle haben schlecht geschlafen, zum Einem die Höhe 5550 m, zum anderen die Aufregung hält das Wetter. Noch mal Wasser heiß machen, Tee trinken und eine Kleinigkeit essen. Auf meinen Rat sofort die Steigeisen anzulegen haben alle gehört. 4.00 Uhr setzen wir uns in Bewegung, kommen gut voran und gehen unseren Ziel Gipfel Aconcagua entgegen. Pünktlich 6.00 Uhr erreichen wir Refugio Berlin. Die beiden anderen Teams sind noch nicht fertig, wir gehen langsam weiter. Es ist eisig kalt ca. minus 20°C und der viele Schnee der letzten Tage macht die Sache nicht einfacher. Mit den ersten Sonnenstrahlen wird es gleich angenehmer. Wir sprechen kein Wort um mit unserer Kraft zu haushalten, außerdem sind wir so dick angezogen, dass der Andere hätte schreien müssen um ihn verstehen zu können. So gehen wir mit kurzen Trinkpausen bis auf 6450 m (ehem. Camp Independencia). Dort legen wir 15 min. Pause ein, Tilo sagt uns das Matthias umgekehrt ist und weiter geht`s bergauf. Die Sonne ist so grell, das man ohne Sonnenbrille sich die Augen blenden würde. Bereits jetzt ist zu sehen wie viele Bergsteiger diesen schönen Tag nutzen wollen. Einige von ihnen gehören mit Sicherheit nicht auf einen Berg wie diesen (mangelhafte Ausrüstung). 9.30 Uhr erreichen wir die Querung, diese ist 1,0 km lang und hat ca. 25% Steigung. Der teilweise nur 20-60 cm breite Pfad ist vereist bzw. verharschter Schnee an einem 45° Abhang. Nach 90 min. anstrengenden und zermürbenden bergauf, immer die noch zu gehende Höhe vor Augen, erreiche ich als Dritter den Einstieg zur Canaleta. Mir ist bewusst, jetzt wird es knüppelhart, von nun an geht es 300 Höhenmeter und 60% Steigung auf vereisten und mit Schnee zugewehten Fels. Während der 20 minütigen Pause habe ich viel getrunken und zwei Power Gel zu mir genommen. Jetzt gehen Tilo und ich weiter über die Canaleta zum Gipfel, welchen wir 12.50 Uhr erreichen. Glücklich fallen wir uns in die Arme. Norbert befindet sich bereits auf dem Abstieg, Respekt vor seiner Leistung. Tilo geht schon nach kurzer Zeit wieder nach unten, ich fühle mich so gut und bleibe noch über eine Stunde und warte bis Bernd, Steffen und Thomas den Gipfel erreichen. Das Wetter verschlechtert sich, es ziehen bereits dunkle Wolken auf. Auch Sebastian erreicht wenig später und völlig erschöpft den Gipfel. Gegen 14.00 Uhr trete ich meinen Rückweg an, schnell lege ich den gesamten Weg zum Camp Nido de Condores zurück und erreiche es um 17.00 Uhr. Die letzte Stunde setzt starkes Schneetreiben ein, so dass ich unser Zelt kaum noch gesehen habe. Norbert hat schon heiße Getränke fertig gemacht. Letztendlich haben sieben von acht Bergsteigern den Gipfel geschafft.
Nach einer kurzen Erholungspause im Refugio Berlin packt Tilo seine Sachen und ein Zelt zusammen und geht zurück zum Lager 1, trotz starken Schneefalls, kommt er um 19.00 Uhr
bei uns an, wir bauen gemeinsam sein Zelt auf. Müde, erschöpft aber glücklich und zufrieden fallen wir in unsere Schlafsäcke.

17. Tag:    Nido de Condores - Plaza de Mulas
Bereits 8.00 Uhr steht Tilo auf, muss jedoch feststellen, dass die Zeltstangen noch zusammen gefroren sind. Es dauert 2,5 Std. bis wir alles zusammen gepackt haben, wir lösen das Depot auf und nehmen alles mit. Unsere Rucksäcke wiegen ca. 25 kg und wankend erreichen wir gegen 13.00 Uhr das Basislager. Zum Glück hat sich das Wetter beruhigt, später kommt sogar die Sonne durch. Die Anderen erreichen jeder einzeln bis 15.00 Uhr das Lager. Als Erstes etwas trinken, eine Kleinigkeit essen und anschließend nach Hause anrufen.
Am Nachmittag heißt es die klammen Sachen zum Trocknen auslegen, die Schuhe grob reinigen und packen, einzelne Utensilien lasse ich hier, auch um Reisegewicht einzusparen.
Jetzt müssen wir noch zum Ranger unsere Sch...-Beutel gegen Unterschrift abgeben, ebenso die Müllbeutel. Für den Abend haben wir uns alle beim Koch sieben große Pizzen bestellt, dazu gibt es 2 Flaschen Wein, das war ein feiner Schmaus nach den vielen Tagen mit Tütensuppen bzw. Hochlagernahrung.
Wir freuen uns alle, Morgen wieder in die Zivilisation zu kommen.

18. Tag:    Plaza de Mulas – Penitentes   Wegstrecke 27 km, Gehzeit 6 - 7 Stunden
Ich habe gut geschlafen, um 7.00 Uhr heißt es aufstehen, alles zusammenpacken, kurz Frühstücken und 9.00 Uhr gehen wir los. Wieder teilt sich relativ schnell die Gruppe, Norbert, Tilo und ich gehen voran, der Rest kommt etwas langsamer hinterher. Den Parkausgang in Horcones auf 2850 m erreichen wir gegen 15.00 Uhr. Als Erstes tragen wir uns beim Ranger aus. Es dauert noch 1,5 Std. bis die Letzten ankommen. Die Temperaturen liegen bei 22°C. Von der Agentur „INKA“ werden wir abgeholt und die letzten 15 km zu unserem Hotel gefahren. Endlich raus aus den Klamotten, Duschen und Rasieren. Am Abend eine kleine Feier mit Steak und reichlich Getränken. Das haben wir uns redlich verdient.

19. Tag:    Penitentes - Santiago de Chile – Valparaiso
Bereits 7.00 Uhr aufstehen, Sachen neu packen um 8.00 Uhr Frühstück. Schon um 9.00 Uhr rollt der Bus in Richtung Grenzübergang, dort angekommen müssen alle aussteigen, sämtliches Gepäck ausladen zum Durchleuchten und die üblichen Formalitäten ausfüllen. Nach 40 Minuten geht die Fahrt über eine Passstraße mit 27 Serpentinen und ca. 1000 m Höhenunterschied nach unten ins Tal. Insgesamt fahren wir 170 km und fasst immer nur Bergab aus den Anden. Am Nachmittag kommen wir im Hotel in Chiles Hauptstadt an. Da wir noch ein paar Tage Zeit haben, stellen wir unsere Trekkingtaschen und Rucksäcke im Hotel ab. Mit der Metro fahren wir zum Busbahnhof, von dort mit einem Reisebus an die Küste (120 km für 6,00 €). In Vina del Mar angekommen gehen wir zum Tourismusbüro und lassen uns ein Quartier empfehlen. Vorort müssen wir feststellen, dass für uns 8 Leute nur 4 Betten zu Verfügung stehen. Also nehmen wir es selber in die Hand und suchen uns im Internet eine kleine Pension in Valparaiso. Mit zwei Taxi lassen wir uns hinfahren und sind angenehm überrascht (etwas abgelegen, ruhig und einen kleinen Garten am Haus).
Am Abend ziehen wir los, zuerst in ein Restaurant wo wir für 8 € so viel essen können wie wir schaffen, das Büffet ist reichhaltig gedeckt und geschmeckt hat es auch. Anschließend ziehen wir noch durch das eine oder andere Pub. Spät am Abend bzw. früh morgens kommen wir zur Pension zurück.

20. - 22.Tag:    Valparaiso – Santiago de Chile
Die nächsten Tage verbringen wir mit ausruhen und bummeln durch Gassen und Geschäfte, ein Fußmarsch nach Vina del Mar und relaxen. Abends gemütlich beisammen sitzen und bei den einen oder anderen Gläschen philosophieren wir von zukünftigen Touren.
Es heißt Abschied nehmen von Valparaiso, Rückfahrt nach Santiago de Chile, dort angekommen beziehen wir unsere Zimmer im Hotel und verabreden uns für den Abend zu einer kleinen Abschiedsfeier. Draußen sind 34°C im Schatten, für 2 Stunden gehe ich in das Hoteleigene Swimmingpool welches sich in der 4. Etage auf einer kleinen Dachterrasse befindet. Leider war das Becken nicht tief genug für meinen Kopfsprung, so dass ich mir eine Platzwunde am Kopf zugezogen habe.

23. Tag:    Santiago de Chile – Frankfurt – nach Hause
Am Abend geht unser Rückflug Via Madrid nach Deutschland wo wir am nächsten Tag gegen 18.00 Uhr landen.

Auch auf dieser Tour habe ich wieder einiges dazu gelernt und neue Freunde treffen dürfen. Alle haben mehr oder weniger erfolgreich, vor allem aber gesund diese Expedition gemeistert.

Es ist an der Zeit, meiner Familie, besonders meiner lieben Frau Petra danke zu sagen. Danke, dass sie mir die Freiheit lassen, meinen Wünschen nachgehen zu dürfen.

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